Zingst - das beliebte Reiseziel im Norden

Die Geschichte von Zingst beginnt in der Mittleren Bronzezeit. Dies war vor ca. 5000 bis 6000 Jahren. Es gab nur sehr wenige Bewohner damals. Das es aber einige wenige Bewohner gab, belegen Funde von Werkzeugen im Bereich Sundische Wiese und Hohe Düne. Damals war Zingst noch an vielen Stellen mit dem Festland verbunden. Das sumpfige Gebiet verschwand jedoch, als der Meeresspiegel anstieg. So wurde Zingst zu einer Insel. Die neue Situation führte dazu, dass die Bewohner von der Insel verschwanden.

Histroisches Bild vom Strand in Zingst um 1890 Zingster Strand um 1890 © Public Domain

Zingst: Frühe Zeiten

Auf Zingst - hoch im Norden von - wohnte nun niemand mehr. Es waren aber die Slawen aus Barth, die das Eiland weiterhin bewirtschafteten. Der Name Zingst zeugt davon. Dieser leitet sich von "Heuinsel", im slawischen "Zeno" ab.

Die ersten Bauern & Piraten

Gegen Ende des 13. Jahrhunderts, begannen die ersten Bauern sich auf Zingst niederzulassen. Besonders die Sundische Wiese wurde kultiviert und als Viehweide genutzt. Die Population stieg langsam an. Ab dem 15. Jahrhundert war Zingst beliebter Rückzugsort für die Likedeeler (Klaus Störtebeker), die bei ihren Beutezügen auf der Ostsee die zwei Zugänge zum Meer schätzten. Im Jahr 1648 fiel Zingst auf Grund des Dreißigjährigen Krieges, an die schwedische Krone. Es dauerte bis in das Jahr 1815, bevor Zingst wieder an Preußen angegliedert wurde.

Schiffffahrt & Werften in Zingst

Schon immer war für Zingst nicht zuletzt auch wegen dem Status als Insel, die Seefahrt wichtig. Neben dem spärlichen Holz- & Torfabbau, der geringen Land- & Viehwirtschaft, waren Fischerei und besonders Seefahrt die Haupteinnahmequelle für den Ort. Dank der günstigen Lage und den zwei Zugängen zur Ostsee, profitierte Zingst von der zunehmenden Segelschifffahrt. Drei Werften bauten ab Ende des 18. Jahrhunderts viele Barken, Schoner und Galeassen. Als Umschlagsplatz für Getreide und Holz war man im 18. Jahrhundert erfolgreicher als Barth und viele andere Dörfer an der Ostseeküste. 1844 wurde in Zingst die Navigationsvorschule gebaut, in welcher zukünftige Kapitäne und Steuerleute ausgebildet wurden. Im Jahre 1858 wurde der Glockenstuhl in Zingst gebaut, welcher noch heute erhalten ist. Erst im Jahr 1862 wurde die dazugehörige Kirche errichtet. Die neugotische evangelische Peter-Pauls-Kirche steht neben dem Friedhof. Auf diesem ist neben vielen Kapitänen und Seemännern, auch die 1931 verstorbene Heimatdichterin Martha Müller-Grählert beerdigt. Die goldenen Seefahrtszeiten gingen für Zingst mit dem Aufkommen der Dampfschifffahrt zu Ende, da die Schiffe weniger Pausen brauchten und längere Strecken durchfahren konnten. Die Bedeutung von Zingst als Umschlagplatz für Waren nahm rapide ab.

Karte
                von Zingst um
                1920 Karte von Zingst um 1920

Das Bäderwesen in Zingst

Mitte des 19. Jahrhunderts kamen dann die ersten Badegäste auf die Insel - die Entwicklung zum beliebten Reiseziel im Norden begann. Entsprechend den damaligen Konventionen, durften Frauen und Männer nicht (öffentlich) zusammen baden. So baute man im Jahr 1891 je ein Seebad für die Frauen und Männer. Ebenfalls 1891 eröffnete Christian Rammin das erste Strandrestaurant an der Ostsee. 1898 wurde zusätzlich ein Warmbad gebaut.

Durch den Bau der Eisenbahnstrecke und der Eröffnung im Jahr 1911, wurde Zingst bei Familien immer beliebter. Eine Fahrt von Berlin oder Hamburg nach Zingst, dauerte nun weniger als fünf Stunden. Dem Interesse entsprechend wurde im Jahr 1913 ein Familienbad gebaut, in welchen Familien zusammen in die Ostsee springen konnten.

Die Zeit der Weltkriege

Der Erste Weltkrieg in Zingst und die Zeit danach

Wie überall an der Küste, spürte auch Zingst den todbringenden kalten Atem des Weltkrieges. Waren auf der einen Seite die ausbleibenden Gäste zu verkraften, wurde viel um die Toten und Verschollenen getrauert. Viele junge Männer verliesen Zingst und kehrten nicht mehr zurück.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges stieg die Zahl der Gäste in Zingst wieder an. Dank der Erfindung des Rostocker Hof-Korbmachermeister Wilhelm Bartelmann, standen bald auch in Zingst mehr und mehr Strandstühle (Strandkörbe). Die Geschlechtertrennung war nahezu aufgehoben. So wurden 1925 die verwaisten Strandbäder abgerissen.

Der Zweite Weltkrieg

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs blieben in Zingst erneut viele Unterkünfte leer. Und erneut mussten viele junge Männer ihren Dienst an der Front leisten. Nur wenige Männer kehrten zurück. Im späteren Verlauf des Krieges kam es dann zu einer Bevölkerungsexplosion. Viele Flüchtlinge und Vertriebene aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches, suchten in Zingst eine neue Heimat. Die Zahl der Einwohner stieg so zwischenzeitlich auf über 3300. Ein Kapitel, welches nicht verschwiegen werden darf, ist die der Zwangsarbeiter der Flugzeugwerke Barth, welche auf dem Flakschießplatz in einem Kriegsgefangenenlager untergebracht waren. Heute erinnert ein Mahnmal in Barth an diese Opfer des Krieges.

Die Bahnstrecke, die Zingst mit den großen Städten verband, wurde im Zuge von Reparationszahlungen zurückgebaut und in die UdSSR verschickt. Der Bahnhof und die Meiningenbrücke blieben zurück. Während die Meiningenbrücke für den Verkehr genutzt wurde, wurde aus dem alten Bahnhof ein Ferienlager gemacht.

Zingst wird zum Urlaubsziel der Deutschen

Zingst zur Zeit der DDR

Nach dem Krieg stieg die Zahl der Gäste schnell wieder an und in der Urlaubsregion Zingst wurde es wieder etwas bunter. Grund war diesmal der FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund). Dieser kümmerte sich um die Vermarktung und Organisation in Zingst. Viele Unterkünfte wurden speziell für FDGB-Mitglieder gebaut und zu günstigen Preisen vermietet. Besitzern privater Ferienwohnungen wurde eine Pauschale angeboten, wenn man deren Unterkunft ebenfalls für FDGB-Zwecke nutzen dürfe. So stiegen die Übernachtungszahlen auch ohne direkte Anbindung an größere Städte wieder stark. Waren es im Jahr 1946 noch rund 1000 Gäste (vor der FDGB-Zeit, welche erst 1947 begann), waren es 1949 schon über 10000.

Wie überall an der Ostseeküste, kam es im Jahr 1953 auch in Zingst zu Enteignungen im Rahmen der "Aktion Rose". Vielen Bürgern wurden ihre Ferienunterkünfte abgenommen ohne das diese etwas verbrochen hätten. Ziel der "Aktion Rose" waren die privaten Hoteliers, Pensions- und Kneipenbesitzer. Man wollte Hotels, Erholungsheime, Taxi- und Dienstleistungsunternehmen verstaatlichen.

Die Besucherzahlen in Zingst, stiegen von Jahr zu Jahr. Gegen Ende der 80er Jahre zählte man über 65000 Gäste in Zingst.

Die Wende in Zingst

Mit der Wende öffnete sich Zingst in Richtung "Westen". Viele westdeutsche Bundesbürger erkannten das Potential des ehemaligen Fischerdorfes und kauften Grundstücke - Kritiker*innen sprechen von einem kleinen Paradies für Investoren*innen. Einige dieser beriefen sich dabei auf alte Besitzurkunden und verlangten ihr Land zurück. Für viele Einwohner in Zingst war dies sehr überraschend, da ihnen der Grund und Boden von der ehemaligen DDR-Regierung zugeteilt worden ist. So wurden auch nach der Wende einige Existenzen bedroht oder sogar zerstört.

Durch die Schließung der FDGB-Einrichtungen und des ehemaligen NVA-Militärstützpunktes stieg die Arbeitslosenqoute schnell an. Viele der mittlerweile knapp 3500 Einwohner ergriffen die Chance und verließen Zingst in der Hoffnung auf Arbeit in Richtung Westen. Auch der Bahnhof verlor erneut seine Funktion: Aus dem Ferienlager wurde im Laufe der Zeit eine Ruine.

Zingst in der Neuzeit

Es ist den vielen neuen Hotels und Restaurants zu verdanken, dass die Arbeitslosenzahl sich nach der Wende wieder senkte. Durch staatliche und private Investitionen in die Infrastruktur konnte Zingst ausgebaut werden. So wurde 1993 die Seebrücke in Zingst in die Ostsee gebaut. 1994 eröffnete die "Mutter-Kind-Klinik" und 1996 das "Kurmittelcentrum". Im Jahr 2000 wurde das neue Kurhaus der Öffentlichkeit zugängig gemacht. Zwischen 2009 und 2012 wurde der Hafen in Zingst immer besser ausgebaut. Seit Mitte der 90er Jahre wurden alle Straßen in Zingst auf den neusten Stand gebracht. Im Jahr 2011 wurde das Max Hünten Haus eröffnet.

Zingst hat sich in den vielen Jahren oft und stark verändert. Aus der Heuinsel ist ein Dorf geworden, was Jahr für Jahr viele Besucher anzieht. Wir hoffen wir konnten Ihnen einen kleinen Überblick über die Geschichte geben konnten. Wenn Sie mehr über Zingst erfahren möchten, besuchen Sie doch das "Kapitänshaus und Museum Haus Morgensonne".

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